Literarisch findet er seine Vorläufer in einer Reihe von Groschenromanen, die sich reißerisch und spekulativ mit üblichen Krimithemen beschäftigten. Deren gelber Einband war das charakteristische äußerliche Erkennungsmerkmal und ihnen verdanken die Romane und Filme auch ihre kategorische Bezeichnung. Als Vorläufer und früher Einfluss des Giallo gelten die deutschen Edgar-Wallace-Filme, die im nicht-deutschsprachigen Raum auch als "(The) Krimi" zusammengefasst werden.
Der filmische Giallo wurde maßgeblich durch Mario Bavas Arbeiten LA RAGAZZA CHE SAPEVA TROPPO (aka THE GIRL WHO KNEW TOO MUCH) (1963) und SEI DONNE PER L'ASSASSINO (aka BLOOD AND BLACK LACE, dt. BLUTIGE SEIDE) (1964) geprägt. Letzterer bietet bereits den gesamten Katalog an üblichen Motiven, Elementen und ästhetischen Strategien, die zahlreiche weitere Regisseure – darunter am prominentesten: Dario Argento und Sergio Martino – in den folgenden Jahren aufgriffen und fortentwickelten. Ab 1970 erreichte das Genre seinen produktiven Höhepunkt mit einer Vielzahl an Veröffentlichungen, die zum Ende des Jahrzehnts langsam abnahmen.
Der Giallo und insbesondere die Arbeiten von Bava werden als Vorläufer des amerikanischen Slasherfilm gesehen. So bestätigten einige Regisseure wie John Carpenter und Sean S. Cunningham in Interviews eine direkte Verbindung ihrer Filme mit denen von Bava.
Im Mittelpunkt der Handlung steht oft ein (häufig maskiert auftretender) Serienmörder, dessen Taten in der Regel im Kontext einer psychosexuellen Pathologie stehen und der unter deutlich ritualisierten oder fetischisierten Vorzeichen (z. B. schwarze Handschuhe, phallische Tatwaffen) mordet. Bei den Opfern handelt es sich häufig um attraktive junge Frauen.
Die oft spektakulär inszenierten Morde bilden die eigentliche Attraktion des Films, während kriminologische und investigative Aspekte der Krimihandlung deutlich nachrangig behandelt werden. Hier ergibt sich eine direkte Verbindungslinie zu Hitchcocks PSYCHO, der den ersten Gialli als maßgebliche Inspiration diente. Allerdings dient vor allem auch dieser Hang zur "Nummernrevue", zur Aneinanderreihung einzelner Mordszenen, den Kritikern des Gialli zum Anlass für Vorwürfe der Gewaltverherrlichung und der Misogynie.
Oft sind die Gialli visuell sehr reizvoll und effizient inszeniert. Einige Arbeiten dürfen zu den großen Klassikern des italienischen Genrekinos gezählt werden. Nahezu jeder prominente italienische Genreregisseur hat sich im Giallo, lange Zeit neben dem Western und dem Horrorfilm eines der populärsten Genres in Italien, geübt.
POLIZIOTESCO: Poliziottesco ist ein Filmgenre aus Italien. Häufig wird der Begriff auch im Plural, Poliziotteschi, verwendet. Häufig werden alle italienischen Filme mit Polizei, Mafia oder Gangsterbezug mit diesem Begriff beschrieben. Bei dem klassischen Poliziottesco handelt sich um eine Unterart des Polizeifilms. Derartige Filme wurden zwischen 1968 bis 1982 gedreht. Hiernach gibt es kaum noch Produktionen, die zum Genre gezählt werden können. Als Erstlingswerk wird häufig der Film POLIZIA RINGRAZIA (aka EXECUTION SQUAD, dt. DAS SYNDIKAT von Stefano Vanzina genannt. Hier wird die Problematik eine Polizisten behandelt, der im Alleingang gegen die Kriminalität ankämpft. Typisch für das Genre ist die Hilflosigkeit und das Desinteresse der staatlichen Organe, die die Haupthelden zu eigenmächtigen Handlungen zwingen. Der Regisseur Enzo G. Castellari konnte durch seine technisch anspruchsvolle Kameraführung in Filmen wie LA POLIZIA INCRIMINA LA LEGGE ASSOLVE (aka THE MARSEILLES CONNECTION, dt. TOTE ZEUGEN SINGEN NICHT) überzeugen. Darsteller wie Maurizio Merli, Franco Nero, Tomás Milián oder Fabio Testi wurden zu Aushängeschildern des Genres.
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