Genau an seinem 91. Geburtstag, am 29.07.2012, ist Filmemacher Chris Marker von uns gegangen. Bekannt wurde er speziell durch seine richtungsweisenden Filme LA JETÉE und SANS SOLEIL, aber sein filmischer Nachlass aus sechs Jahrzehnten hat noch viel viel mehr zu bieten. Mehr Information über Chris Marker gibt es in der wikipedia.
Und alle Filme bei uns im Sortiment findet ihr hier.
Montag, 30. Juli 2012
Dienstag, 10. Juli 2012
ALL GOOD CHILDREN (2010) - Ein Tipp von Graf Haufen
Wer mit den Arbeiten von Lynne Ramsay (RATCATCHER, WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN), Duane Hopkins (BETTER THINGS), Claire Denis (L'INTRUS), Andrea Arnold (FISH TANK) oder Carine Adler (UNDER THE SKIN) etwas anfangen kann, der ist auch bei Alicia Duffys Langfilm-Debüt ALL GOOD CHILDREN richtig aufgehoben:
Die beiden irischen Jungs Dara (Jack Gleeson) und Eoin (David Brazil) werden von ihrem Vater nach Frankreich zu ihrer Tante verfrachtet, weil der nach dem Tod seiner Frau einiges zu regeln hat. Allein in einem ihnen fremden Land mit Anwohnern, die nur französisch sprechen, fühlen sich die beiden Jungs nicht so recht wohl. Doch das ändert sich, als sie eine benachbarte englische Familie treffen, die dort ein altes Herrenhaus renovieren. Dara freundet sich sofort mit der Tochter des Hauses, der eigensinnigen und freien Bella (Imogen Jones) an, während sein Bruder mit deren jüngerem Bruder anbändelt. Nach und nach verfällt er dem Charme des hellhäutigen Mädchens, findet ein leerstehendes Gebäude, das er als Rückzugsmöglichkeit für die beiden ersinnt. Mehr und mehr geht Dara in seiner Fantasie-Romanze auf, doch die Realität hat anderes mit den beiden vor...
ALL GOOD CHILDREN versucht das Gefühl vom Übergang zwischen von der Kindheit zum Erwachsenwerden einzufangen - mit all seinen irrationalen Handlungen, Gefühlssprüngen, Unsicherheiten, Bindungen und Loslösungen. Dabei hilft ungemein die brilliante, stilistisch sichere und niemals aufdringliche Kamera-Arbeit von Nanu Segal (THE CHILDREN, SHROOMS, DONKEY PUNCH), die in wunderbaren 35mm Widescreen-Kompositionen ein ganz eigenwilligen Look schafft, der sich wohltuend von dem ganzen digital gedrehten Filmen abhebt. Unterstützt wird sie von einem pointierten und erfrischend experimentellen Soundtrack von Andrew Liles (NURSE WITH WOUND u.a.), Daniel Figgis (PRINCESS TINYMEAT, VIRGIN PRUNES) und Steven Stapleton (NURSE WITH WOUND u.a.). Und natürlich von den herrlichen Wäldern und der Natur, in denen ein Teil des Films spielt. Es geht dem Film und seiner Regisseurin mehr um das Einfangen eines Gefühls, als das Erzählen einer koherenten Geschichte. Für meinen persönlichen Geschmack hätte dem Film noch ein wenig mehr Abstraktion gut gestanden. Die Geschichte behandelt viele Aspekte zwischenmenschlichen Lebens - hält sie aber bewußt fragmentarisch - wie aus den Augen eines Kindes betrachtet. Vieles wird auch nur belauscht, erhascht und angedeutet. Beziehungen gehen auseinander, Verluste werden verarbeitet, Konflikte schwelen. Kommunikation findet statt - verbal und non-verbal, doch es sind die Momente in denen sie nicht stattfindet, die viel schwerer wiegen. Das Nicht-Reden des Vaters mit seinen Kindern, das Eremitenhafte des Vaters von Bella, das Unausgesprochene zwischen den Brüdern und zwischen Dara und Bella. Die nicht-geäußerten Sehnsüchte, Zweifel, Ängste, die schließlich in der Katastrophe münden. In all seiner Erratik bleibt Dara immer nachvollziehbar und sympathisch - ebenso Bella, die ihn in einem Moment küsst und ein paar Tage später, als ihre alten Freundinnen aus England zu Besuch kommen, komplett ignoriert und zu verachten scheint. ALL GOOD CHILDREN erzählt auch vom Kampf um Aufmerksamkeit - nicht nur der Kinder gegenüber ihren Eltern. Bewußt oder unbewußt verzichtet der Film auf die Inszenierung des normalen Alltags der Familien. Wie sehen kaum Interaktionen im Gefüge der Familien - erfahren nichts von deren sozialen Interaktionen. Der Blick bleibt fokussiert auf den Kindern, deren verwirrende Gefühlswelt in Konflikt mit der sie umgebenden Umwelt gerät. Ich persönlich hätte gut und gerne auf einige der drastischen Folgen von Daras Handeln verzichtet und stattdessen mehr Kleinigkeiten aus seiner Gefühlswelt erfahren. Gerade am Anfang scheint es das Script sehr eilig zu haben, die Grundkonstellationen klar zu machen. Sieht man sich die Behind-The-Scenes Materialien an, so entsteht der Eindruck, dass hier einige Passagen, die die Vereinsamung und Entfremdung von Dara hätten klarer zum Ausdruck bringen können, weggelassen wurden. Aber das sind kleine Kritikpunkte eines ansonsten vielleicht etwas verkopften, aber unbedingt sehenswerten Debüt-Langfilms. (GH)
Ernest Borgnine R.I.P.
Am 09.07.2012 ist der Schauspieler Ernest Borgnine im Alter von 95 Jahren verstorben. Oft hat er in Nebenrollen den Filmen eine besondere Würze gegeben, aber auch in Hauptrollen, u.a. im oscarprämierten MARTY). Im Laden haben wir eine kleine Auswahl seiner Filme präsentiert...
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